Die Workshops
Beim diesjährigen Journalistinnenkongress wurden vier Workshops angeboten: „Der Mehrwert von Regionalität“, „Räuberinnenleiter 2.0“, „Zwischen Leben und Überleben“ und „How to Podcast“.
In „DER MEHWERT VON REGIONALITÄT” diskutierten Ursula Theiretzbacher (ORF), Judith Gonzalez (RMA), Birgit Reischl (Leitung Marketing ADEG), Uschi Pöttler-Fellner („die Bundesländerin“) und Christine Mutenthaler („Netzwerk Kulinarik“) mit den Teilnehmerinnen Thematiken wie lokale Nachrichten und gesunde Lebensmittel. Unter anderem wurde ein Blick über Bundesländergrenzen gegeben, um zu zeigen, welche Nachrichten bundesweit wichtig sind, und welche regional. „Ich musste lernen, dass der Opernball in Wien nur Wienerinnen und Wiener interessiert“, meinte beispielsweise Pöttler-Fellner. Tatsächlich sei es in Österreich sehr wichtig, auf lokaler Ebene zu arbeiten, da für die Menschen der persönliche Bezug zu den (Medien-)produkten, die sie konsumieren, besonders relevant sei. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze, aber in einem Punkt sind sich alle einig: „Wir sind darauf angewiesen, dass Menschen im ganzen Land ihre Geschichten an uns herantragen, um alle unterschiedlichen Regionen verstehen zu können.“ Auch das Zusammenspiel zwischen regionalen Anbietern und bundesweiten Unternehmen wurde im Workshop verstärkt erwähnt. Beide seien voneinander abhängig: Große Unternehmen würden lokale Helfende brauchen, die ein Nähegefühl für das Produkt schaffen, regionale Unternehmungen würden Netzwerke brauchen, die ihnen bei der Organisation und Zusammenarbeit mit Medien helfen würden, so Mutenthaler.
Die „RÄUBERINNENLEITER 2.0”, das erfolgreiche Kongress-Speed-Dating zum Netzwerkerfolg fand heuer zum zweiten Mal statt. Kirstin Allwinger (Frauennetzwerk Medien), Münire Inam (ORF, Frauennetzwerk Medien), Martina Madner („Wiener Zeitung“, Frauennetzwerk Medien), Alexandra Wachter (Puls 4, Frauennetzwerk Medien) und Lydia Ninz („Ajour“) teilten ihre journalistischen Erfahrungen und Ratschläge rund um das erfolgreiche Netzwerken. Dabei konnten Eisbrecherfragen in der Runde gestellt werden und die Teilnehmerinnen konnten sich darüber austauschen, welche Aspekte des Journalistinnenkongresses für sie besonders interessant waren. Im Vordergrund stand dabei die Frage, wie man Feminismus selbst in den Alltag und den Journalismus integrieren sollte. „Kritischer Journalismus muss feministisch sein“, betonte Madner von der Wiener Zeitung.
„ZWISCHEN LEBEN UND ÜBERLEBEN” – ein Workshop der Frauen ermutigen soll. „Seid kämpferisch. Frauen wurde immer schon eingeimpft, dass sie gemocht werden, wenn sie brav und still sind. Doch ich habe gekämpft, den Mund aufgemacht und mich raufgearbeitet“, erzählte Nana Siebert, stellvertretende Chefredakteurin vom „Standard“ das Publikum. Teil des Nachmittags war der Umgang mit der Arbeit und dem Einsatz der eigenen Ressourcen. Betont wurde dabei, nicht immer „Everybody’s Darling“ sein zu wollen. Männer würden schließlich auch nicht vor Ablehnung zurückschrecken und offen Probleme ansprechen. Viele Frauen müssten lernen, Ablehnungen nicht persönlich zu nehmen und verstehen, dass es an der Spitze der beruflichen Hierarchie auch Konflikte geben könne. Nicht nur die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit sei ein zu erlernender Prozess. Selbstlob und regelmäßige Auszeiten seien auch ein Teil des Erfolges und könnten einem Burnout vorbeugen. „Das Thema Burnout ist keine Altersfrage, sondern eine Gefahr, der auch junge Menschen ausgesetzt sind“, erklärte Waltraud Langer vom ORF. Somit wird die Key Message klar: Lernen wir richtig zu überleben, lernen wir leben. Weitere Inputs kamen von Veronika Bohrn-Mena (Gewerkschafterin, Autorin) und Evelyne Huber-Reitan (systemische Arbeitsbewältigungs-Trainerin).
Um zwei Dinge ging es bei dem Workshop „HOW TO PODCAST“ mit den vier Profis Jeanne Drach („Jeannes Heldinnen“), Barbara Haas („Wienerin“), Edith Michaeler („Erzähl mir von Wien“) und Anna Wallner („Die Presse“) vorrangig: Was ist eigentlich die Motivation hinter einem Podcast und was muss man dafür alles machen? Das Medienformat ist heutzutage mit etwa 700.000 Podcasts weltweit höchst beliebt. Genauso vielfältig wie die vier Medienmacherinnen selber sind auch ihre Werdegänge und Ausgangssituationen. Michaelers Podcast über Wien habe den Hintergedanken, „dass man ihn beim Spazieren hört“, Wallner wiederum meinte, es sei Zeit, dass „Die Presse“ sich dem Podcast-Trend anschließt. Drachs Ansatz war besonders emotional: „Ich habe weibliche Heldinnen gebraucht und mir gedacht, ich such‘ sie mir einfach selber.“ Sie habe dann angefangen, Interviews mit ihrem Handy aufzunehmen und zu schneiden, „so ganz ohne eine Ahnung zu haben, wie man das machen soll.“ So starte sie ihre meisten Projekte, erklärt sie mit einem Augenzwinkern. Das, so sind sich alle einig, ist aber auch das Schöne an Podcasts: Es ist alles erlaubt, solange man authentisch bleibt und im besten Fall Spaß an der Sache hat. Bei all dem Spaß dürfe man aber eines nicht vergessen: Ein Podcast finanziert sich nicht von allein. Haas hatte anfangs kein Budget und musste sich alles erkämpfen, Drach musste wiederum lernen, dass ein Podcast nicht nur aus Kreativität besteht, „sondern zu 50 Prozent aus Produktion und 50 Prozent Vermarktung.“ Wenn man diese Punkte bedenke und mit genug Motivation an ein Thema gehe, würden einem aber keine Steine mehr im Weg liegen. „Durchhaltevermögen ist wichtig“, so Michaeler. „Dann geht alles.“
Alexandra Hochwarter, Carla Marquez - YoungStars