JOKO 2019: Start in den Kongresstag
„Es wird heute darum gehen, das zu verteidigen, was die Frauen bis heute erreicht haben, doch wir brauchen auch Fortschritte“, betonte Maria Rauch-Kallat, ehemalige Frauenministerin und Initiatorin des Journalistinnenkongresses, in ihrer Eröffnungsrede. Dieser bereits zum 21. Mal im Haus der Industrie in Wien statt.
„Es ist ein Verteidigungskampf, bei dem es um Macht und Einfluss geht“, so Rauch-Kallat. Für die Zukunft wünsche sie sich, dass mehr Frauen in öffentliche Entscheidungen involviert werden, denn Frauen würden - in verschiedenen Bereichen - einen anderen Schwerpunkt als Männer setzen.
Ähnlich sah dies IV-Präsident Mag. Georg Kapsch: „Männer sehen ein- und dieselbe Situation anders als Frauen, gerade deswegen ist es wichtig, dass Frauen in Führungspositionen kommen und in den Medien repräsentiert werden.“ Kapsch hielt dieses Jahr seine letzte Rede als Hausherr des Hauses der Industrie. „Ich werde diese Runde immer im Herzen mittragen.“ Als einziger männlicher Redner kritisierte er abermals, dass zu wenig Frauen in führenden Positionen tätig sind. Wenn in einem Vorstand von zehn Personen nur drei Frauen seien, „ist das ein Sittenbild der Gesellschaft“. Er plädierte für die Quote, denn wenn es keine gebe, bewege sich viel weniger. Trotzdem hoffe er bald ohne Quote auskommen zu können.
„Von den letzten 25 Jahren kann viel Positives berichtet werden, jedoch mit einem großen Aber“, meinte Ehrengast Frauenministerin Ines Stilling. Besonders betonte sie hier den Generationenwechsel und den Backlash, der in verschiedenen Bereichen, wie dem Schwangerschaftsabbruch oder dem Umgang mit Rollenklischees, spürbar sei.
Vor dem Backlash warnte auch die Philosophin und Autorin Lisz Hirn in ihrer Keynote mit dem Thema „Warum wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen dürfen“. „Wir stecken schon mitten im Backlash“, sagte Lisz Hirn bestimmt. Der Neokonservatismus sei wieder chic, wir erlebten eine neue Prüderie und die Biederkeit werde immer sichtbarer. Sie stellte sich die Frage: „Sind Frauen die größten Feindinnen der Frauen? Nein das sind sie nicht“, so Hirn und erklärte, dass Frauen keine Minderheit seien und es schon Frauen in früheren Generationen gab, die für Frauen kämpften, welche allerdings in Vergessenheit geraten sind. Außerdem dürften wir uns nicht ausruhen, denn es sei ein Kampf miteinander und nicht gegeneinander. Diese Thesen erörtert die Philosophin in ihrem Buch „Geht's noch! Warum die konservative Wende für Frauen gefährlich ist“, in dem sie sich unter anderem auf Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ bezieht.
Zum Schluss betonte die Autorin, dass es Frauen brauche, die gegen Fehlschlüsse und patriarchale Dogmen einen „liebenden Kampf“ führen und bedankte sich bei allen Journalistinnen für ihre Arbeit.
Johanna Stockreiter, YoungStar