JOKO 2020 Part 2

Wer bestimmt die Spielregeln? Medienfrauen stellen Forderungen auf

Medienfrauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben im Mai 2020 gemeinsam acht Forderungen aufgestellt, um die Gleichstellung der Frauen in den Medien länderübergreifend voranzutreiben. Am 22. Journalistinnenkongress haben sie darüber gesprochen, was nach einem halben Jahr geschehen ist. Die acht Forderungen sollen in eine Petition fließen. „Spielregeln – wer legt sie fest?“ Über diese Fragen diskutierten am 22. Journalistinnenkongress Moderatorin Alexandra Wachter (Vorsitzende Frauennetzwerk Medien), Daniela Kraus (Geschäftsführerin Presseclub Concordia), Martina Madner (Vorsitzende Frauennetzwerk Medien), Edith Heitkämper (Vorsitzende ProQuote Medien, Deutschland) und Nadja Rohner (Co-Präsidentin Verein Medienfrauen Schweiz). Dabei standen die acht Forderungen für Gleichstellung in der Medienbrache der Organisationen im Fokus, die im Rahmen eines DACH-Talks im Juni 2020 verfasst wurden.

Zusammengefasst werden dabei Diversität in den Medienhäusern, gleiches Gehalt für beide Geschlechter, Medienförderung geknüpft an Frauenförderung und Hilfsfonds für Freie Mitarbeiter*innen gefordert. Aber auch die Ermöglichung einer Führungsposition während einer Teilzeitanstellung, 50 Prozent Frauen auf Führungsebenen sowie in den meinungsbildenden journalistischen Formaten sind in den acht Punkten verankert. Alexander Wachter dazu: „Mit einer Petition können wir Bewegung reinbringen und zeigen, dass es nicht nur ein Randanliegen ist, sondern die ganze Gesellschaft beschäftigt.“

Expertinnen vor den Vorhang

Im Online-Talk sind sich die fünf Medienfrauen einig: Es bedarf einer noch stärkeren öffentlichen Diskussion zum Thema Gleichberechtigung von Frauen. Aber das reiche nicht, betont Edith Heitkämper: „Bei den Expert*innen aus Politik und Wirtschaft kommt nur ein Bruchteil von Frauen zu Wort. Im Spiegel liegt die Quote der Frauenstimmen im Verhältnis von 9:1.“ Dieses Problem gebe es auch in der Schweiz, weiß Nadja Rohner. Mittlerweile sehe sie aber Fortschritte, immer mehr wird auf Vernetzung gesetzt: „Oft fragen Journalistinnen in die Runde ‚Wer kennt eine Expertin zu diesem Thema?" Darauf verweist auch Martina Madner, die berichtet, dass Corona die Expertinnen noch mehr zurückgedrängt habe: „Im Mai lag der Anteil an Expertinnen nur bei 25 Prozent“.

Neben der Repräsentation in den Medien, ging es in der Online-Diskussion auch um die Medienhäuser selbst. „Wir brauchen auch auf Führungsebenen gemischte Teams, damit Frauen nicht in die Rolle der Außenseiterinnen gedrängt werden“, so Madner. Das helfe auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und nicht vergessen dürfe man den gegenseitigen Austausch sowie die Ermutigung: „Miteinander reden, auch über Grenzen hinweg, ist nach wie vor wichtig“, sagt Daniela Kraus.

Männer als Norm?

Anschließend an den Talk sprach JOKO-Initiatorin Maria Rauch-Kallat mit dem ehemaligen Präsidenten der österreichischen Industriellenvereinigung und CEO Georg Kapsch darüber, ob es die Aufgabe der Männer sei, die männliche Norm aufzubrechen. Er betonte, dass die Gesellschaft in Sachen Gleichstellung noch lange nicht dort sei, wo man hin wolle. Wichtig sei es aber, in Zukunft noch mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Der ehemalige IV-Präsident Kapsch war viele Jahre kein Freund der Quotenregelung, gibt sich aber nun bekehrt: „Es müssen auch Männer ihr Bild verändern und erkennen, welche Erfolge gemischte Teams haben.“

 

Sara Brandstätter, YoungStar