Wirtschaft ist alles!

Traut Euch, nur keine Hemmschwelle!

Zur Halbzeit ging es am 23. Journalistinnenkongress im Haus der Industrie um das unbeliebte Gesprächsthema „Geld“, wobei fünf Referentinnen reichlich Lösungsansätze lieferten. In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Esther Mitterstieler (Ressortleiterin Wirtschaft ORF-Radio) stellten sich Medienkennerinnen die Frage, warum Geld und Wirtschaft unter Frauen noch immer Tabuthemen sind. Maria Pernegger (Geschäftsführerin Media Affairs), Helma Sick (Autorin und Finanzexpertin), Katinka Nowotny (Leitung Wirtschaftsmagazin Eco) und Renate Graber (Wirtschaftsredakteurin der Standard) waren sich einig: Wirtschaft betrifft uns alle, denn es dreht sich nicht nur um Zahlen.

Häufig lassen sich gerade Frauen von der Zahlenflut in der Wirtschaftsberichterstattung einschüchtern. Dass hinter diesen Zahlen alltägliche Geschichten stecken, wird dabei oft vergessen. „Wirtschaft ist alles“, erklärte Wirtschaftsredakteurin und FH-Dozentin Renate Graber und plädierte dafür, komplexe Themen allgemein verständlich darzustellen. Nur so könne die Berichterstattung greifbar und für möglichst viele zugänglich gemacht werden. Katinka Nowotny bestätigte die These am Beispiel ihrer eigenen Redaktion. Um eine möglichst breite Masse zu erreichen, nämlich immerhin ca. 500.000 wöchentliche Zuseher*innen, berichtet ECO von alltäglichen wirtschaftlichen Geschichten oder Bereichen wie Klima und Energie, die vor allem auch Frauen ansprechen.

Her mit den harten Themen
Maria Pernegger sprach sich jedoch für geschlechterunabhängige Fragestellungen aus. Damit ein tatsächlicher Tabubruch stattfinden kann, müsse man Männern und Frauen dieselben Fragen stellen. Als Medienanalytikerin appellierte sie an Journalist*innen: „Wenn Sie Frauen in die Medien bringen, dann nicht nur mit weichen Themen, stellen Sie auch Fragen zu harten Themen wie zum Beispiel Geld.“ Über das Geld reden sei das A und O, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext, Stichwort Gehaltsverhandlungen, bestätigte Katinka Nowotny. 

Gleichberechtigung einfordern
Um die Hemmschwelle, die zwischen der Frau und der Wirtschaft liegt, zu überwinden, braucht es mehr als nur das Aufzeigen bestehender unfairer Strukturen. Helma Sick appellierte an die Frauen, den Verstand einzusetzen und konkrete Forderungen zu stellen. So sollte ein Mann beispielsweise genauso lang bei den Kindern bleiben wie seine Frau, anstatt währenddessen Karriere zu machen. Zu häufig würden die Konsequenzen von Teilzeitarbeit unter Frauen übersehen werden, wie die Möglichkeit, Einkommen zu generieren und für Vermögen und Pension zu sparen. Helma Sick, die Autorin von „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“, beendete die Podiumsdiskussion mit einem Zitat von Simone de Beauvoir: „Wenn Frauen nichts fordern, bekommen sie was sie fordern, also nichts.“